Inhalt:
1. Behaviorismus
2. Psychoanalyse
3. Humanismus
4. Kognitivismus
5. Systempsychologie
Schlusswort

Psychologie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Verhalten und den Erfahrungen von Individuen beschäftigt. Im Laufe ihrer Entwicklung hat sie sich in mehrere Paradigmen aufgesplittet, welche jeweils eigene Ansätze und Methoden verfolgen. Ein Paradigma ist dabei wie eine Art Supertheorie, die verschiedene Denkansätze in sich vereinen kann. Es gibt eine grobe Richtung, aus der ein Problem betrachtet wird. In diesem Artikel werden die fünf wichtigsten Paradigmen der Psychologie vorgestellt und erläutert.

1. Behaviorismus

Paradigmen der Psychologie: Behaviorismus
Der Behaviorismus sieht die inneren Vorgänge als nicht zugänglich an.

Womit beschäftigt sich das Paradigma?

Der Behaviorismus befasst sich mit dem Verhalten von Individuen und betrachtet es als Reaktion auf bestimmte Reize. Dieses Paradigma beschränkt sich auf die Beobachtung von Verhaltensweisen und ignoriert dabei die inneren Prozesse des Individuums, wie Gedanken, Emotionen und Motivationen. Aus Sicht der Behavioristen können wir die inneren Vorgänge eines Menschen nicht direkt sehen, weshalb diese von ihnen gar nicht weiter beachtet werden.

Wer hat es begründet und wer sind weitere berühmte Vertreter?

Der Begründer des Behaviorismus ist John B. Watson, der 1913 ein Buch mit dem Titel „Psychology as the Behaviorist Views It“ veröffentlichte. Bekannte Vertreter dieses Paradigmas sind unter anderem B.F. Skinner, Ivan Pavlov und Edward Thorndike.

Wodurch unterscheidet sich das Paradigma von den anderen?

Das Paradigma unterscheidet sich von den anderen durch seinen Fokus auf das Verhalten und seine Abwesenheit von Innenperspektiven. Es basiert auf der Überzeugung, dass Verhaltensweisen durch Lernen erworben werden und dass durch Manipulation von Reizen Verhaltensänderungen erreicht werden können.

Wie wird eine Psychotherapie nach diesem Paradigma durchgeführt?

Eine Psychotherapie nach diesem Paradigma konzentriert sich auf die Veränderung von Verhaltensweisen durch klare Kommunikation und gezielte Manipulation von Reizen. Man nennt sie daher Verhaltenstherapie. Therapeuten arbeiten eng mit dem Klienten zusammen, um Verhaltensmuster zu identifizieren, die geändert werden müssen, und um eine umfassende Behandlungsstrategie zu entwickeln.

2. Psychoanalyse

Psychoanalyse
Die berühmt-berüchtigte Therapeutencouch stammt aus der Psychoanalyse.

Womit beschäftigt sich das Paradigma?

Die Psychoanalyse befasst sich mit dem Innenleben des Individuums, insbesondere mit den unbewussten Gedanken, Emotionen und Motivationen. Dieses Paradigma geht davon aus, dass unterbewusste Konflikte und Traumen einen wichtigen Einfluss auf das Verhalten und die Erfahrungen eines Individuums haben. Weil sich die Psychoanalyse in ihrer Urform fast nur auf Kindheitskonflikte bezog, lehnen viele sie heute ab.

Wer hat es begründet und wer sind weitere berühmte Vertreter?

Die Psychoanalyse wurde von Sigmund Freud begründet. Bekannte Vertreter dieses Paradigmas sind unter anderem Carl Jung, Melanie Klein und Anna Freud.

Wodurch unterscheidet sich das Paradigma von den anderen?

Das Paradigma unterscheidet sich von den anderen durch seinen Fokus auf das Innenleben des Individuums und den Einfluss, den unterbewusste Prozesse auf das Verhalten und die Erfahrungen haben. Es geht davon aus, dass durch Exploration und Verständnis dieser Prozesse Veränderungen im Verhalten und im inneren Erleben erreicht werden können.

Wie wird eine Psychotherapie nach diesem Paradigma durchgeführt?

Eine Psychotherapie nach diesem Paradigma beinhaltet eine tiefgreifende Exploration der unbewussten Prozesse des Individuums. Therapeuten arbeiten dabei eng mit dem Klienten zusammen, um Konflikte und Traumen zu identifizieren, die das Verhalten und die Erfahrungen beeinflussen. Diese Exploration kann mithilfe von Techniken wie Traumdeutung, freier Assoziation und Körperarbeit durchgeführt werden.

3. Humanismus

Paradigmen der Psychologie: Humanismus
Der Mensch als Ganzes steht bei der humanistischen oder ganzheitlichen Psychologie im Fokus.

Womit beschäftigt sich das Paradigma?

Der Humanismus befasst sich mit dem ganzen Individuum, einschließlich seiner Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen. Dieses Paradigma betont die Würde und die Bedeutung jedes Individuums und geht davon aus, dass jeder Mensch das Potenzial hat, sich selbst zu verwirklichen und glücklich zu sein.

Wer hat es begründet und wer sind weitere berühmte Vertreter?

Der Humanismus wurde von Carl Rogers und Abraham Maslow begründet. Bekannte Vertreter dieses Paradigmas sind unter anderem Fritz Perls, Virginia Satir und Carl Jung.

Wodurch unterscheidet sich das Paradigma von den anderen?

Das Paradigma unterscheidet sich von den anderen durch seinen Fokus auf das Individuum als einzigartige Persönlichkeit mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Es geht davon aus, dass jeder Mensch das Potenzial hat, sich selbst zu verwirklichen und ein erfülltes Leben zu führen.

Wie wird eine Psychotherapie nach diesem Paradigma durchgeführt?

Eine Psychotherapie nach diesem Paradigma beinhaltet eine warme und unterstützende Beziehung zwischen Therapeut und Klient. Der Therapeut bezieht die Perspektive des Klienten ein und hilft ihm, seine Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen. Durch das Schaffen einer sicheren und akzeptierenden Umgebung kann der Klient lernen, sich selbst zu akzeptieren und seine vollen Potenziale zu verwirklichen.

4. Kognitivismus

Paradigmen der Psychologie: Kognitivismus
Warum denkt und fühlt ein Mensch so und nicht anders?

Womit beschäftigt sich das Paradigma?

Der Kognitivismus beschäftigt sich mit dem mentalen Prozessen und der Informationsverarbeitung des Individuums. Mit anderen Worten: die Psychologie der Denkprozesse. Dieses Paradigma geht davon aus, dass Verhaltensmuster und Emotionen durch kognitive Prozesse, wie Gedanken, Überzeugungen und Wahrnehmungen, beeinflusst werden.

Wer hat es begründet und wer sind weitere berühmte Vertreter?

Der Kognitivismus wurde von Ulric Neisser begründet und hat seine Wurzeln in der kognitiven Revolution der 1950er und 1960er Jahre. Dazu kommen bekannte Vertreter dieses Paradigmas, wie unter anderem Aaron Beck, Albert Ellis und George Kelly.

Wodurch unterscheidet sich das Paradigma von den anderen?

Das Paradigma unterscheidet sich von den anderen durch seinen Fokus auf die kognitiven Prozesse und die Informationsverarbeitung des Individuums. Es geht davon aus, dass Verhaltensmuster und Emotionen durch Überzeugungen, Gedanken und Wahrnehmungen beeinflusst werden und dass diese kognitiven Prozesse direkt modifiziert werden können, um Veränderungen im Verhalten und Empfinden herbeizuführen.

Wie wird eine Psychotherapie nach diesem Paradigma durchgeführt?

Eine Psychotherapie nach diesem Paradigma beinhaltet die Identifikation und Überarbeitung von kognitiven Verzerrungen und Überzeugungen, die das Verhalten und Empfinden beeinflussen. Dies kann durch Techniken wie kognitiv-behaviorale Therapie, rational-emotive Therapie und Konfrontationstherapie erreicht werden. Der Therapeut arbeitet eng mit dem Klienten zusammen, um dessen Gedanken, Überzeugungen und Wahrnehmungen zu erkennen und zu verändern, weil sie so gemeinsam Veränderungen im Verhalten und Empfinden herbeiführen.

5. Systempsychologie

Systempsychologie
Das Individuum ist nur Teil eines größeren Ganzen in der System- oder Gestaltpsychologie.

Womit beschäftigt sich das Paradigma?

Die Systempsychologie ist ein interdisziplinäres Paradigma, das sich mit den sozialen Systemen und Interaktionen zwischen Individuen und Gruppen befasst. Diese Interaktionen und Systeme werden in der Psychologie als sich gegenseitig beeinflussend betrachtet.

Wer hat es begründet und wer sind weitere berühmte Vertreter?

Das Paradigma wurde von Bert Hellinger, dem Begründer der Familienaufstellung, entwickelt. Weitere bekannte Vertreter darüber hinaus sind Murray Bowen, Ivan Boszormenyi-Nagy und Salvador Minuchin.

Wodurch unterscheidet sich das Paradigma von den anderen?

Im Gegensatz zu den anderen Paradigmen konzentriert sich die Systempsychologie nicht nur auf das Individuum, sondern auf dessen Beziehungen zu anderen Menschen und dem sozialen Kontext. Dieses Paradigma betrachtet das Individuum als Teil eines größeren Systems und die Probleme und Konflikte, die es erlebt, werden als Ausdruck von Dysfunktionalität innerhalb des Systems betrachtet.

Wie wird eine Psychotherapie nach diesem Paradigma durchgeführt?

In der systemischen Psychotherapie werden die Beziehungen zwischen Individuen und deren Rollen innerhalb des Systems untersucht und verändert, um Probleme zu lösen. Die Therapie kann in Einzel- oder Gruppensitzungen stattfinden und kann auch Familienaufstellungen und andere systemische Techniken einschließen. Jedoch geht es immer um die Beziehungen zu anderen, auch in Einzelsitzungen.

Schlusswort

Paradigmen der Psychologie sind unterschiedliche Sichtweisen und Theorien, wie das menschliche Verhalten und Erleben verstanden und erklärt werden kann. Keines dieser Paradigmen ist in sich abgeschlossen oder vollständig, jedoch bieten sie uns einen Rahmen für unser Verständnis und eine Ausgangslage für die Entwicklung von Therapien. Neben diesen 5 großen Paradigmen gibt es noch viele weitere, die entweder auf diesen aufbauen oder sich mit einem speziellen Phänomen beschäftigen.

In der heutigen Zeit werden in der Psychologie oft eine Kombination aus verschiedenen Paradigmen verwendet, um ein möglichst umfassendes Verständnis von psychischen Prozessen zu erlangen. Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie kombiniert erfolgreich die Ansätze aus Behaviorismus und Kognitivismus und ist eine der am häufigsten verwendeten Therapieformen. Daneben gibt es auch noch Paradigmen, die eher selten oder gar nicht mehr zur Anwendung kommen, wie zum Beispiel das Phänomenologische Paradigma.

Der Verband der Psychologielehrerinnen und Psychologielehrer hat eine tabellarische Übersicht, in der die fünf großen Paradigmen auf einen Blick nachzulesen sind.

2 Gedanken zu „Die 5 Paradigmen der Psychologie“

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