Berufliche Selbstständigkeit ist für viele Menschen ein wichtiger Teil ihrer Identität. Es ermöglicht ihnen, Kontrolle über ihre Arbeit und ihr Leben zu haben, und gibt ihnen ein Gefühl von Zufriedenheit und Selbstwertgefühl. Doch was passiert, wenn man gezwungen ist, die Selbstständigkeit aufzugeben? Für viele kann es sich anfühlen, als würde man ein eigenes Kind verlieren.

Selbstständigkeit aufgeben: ein paradoxes Gefühl von Verlust und Befreiung

Der Verlust der Selbstständigkeit kann mit einer Vielzahl von Emotionen einhergehen, darunter Trauer, Angst, Scham und Wut. Es ist jedoch auch keine Seltenheit, dass gleichzeitig ein Gefühl der Befreiung besteht. Einerseits kann es eine Erleichterung sein, sich nicht mehr um die täglichen Herausforderungen eines Unternehmers kümmern zu müssen, andererseits kann es jedoch auch das Gefühl geben, die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben. Oder auch ganz im Gegenteil, die Kontrolle zurück zu gewinnen.

Verarbeitung des Verlustes

Selbstständigkeit aufgeben fühlt sich an, als verliert man einen geliebten Menschen.
Als würde man einen geliebten Menschen verlieren

Die Verarbeitung des Verlustes der Selbstständigkeit ist ein individueller Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, um die eigenen Emotionen zu verstehen und zu akzeptieren. Dies kann durch Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern oder einem Therapeuten unterstützt werden. Es kann auch hilfreich sein, sich auf neue Hobbys und Interessen zu konzentrieren oder sich neue berufliche Ziele zu setzen.

Wer mit dem Gedanken spielt, seine berufliche Selbstständigkeit aufzugeben, fühlt sich ähnlich, wie jemand, der eine Trennung nach langer Beziehung ins Auge fässt. Oft wurde viel Liebe und Hingabe in den Beruf gesteckt und der Entschluss zur Aufgabe kommt nicht freiwillig. Hier ist viel Verständnis und Geduld vom Umfeld gefragt. Für nicht wenige Betroffene fühlt es sich an, als würde man einen geliebten Menschen in schwerer Krankheit begleiten, deren Ende man schon absehen kann, das aber nicht minder schmerzhaft ist. Auch, wer stark wirkt, kann innerlich an dem Schmerz zerbrechen.

Neue Perspektiven entdecken

Der Verlust der Selbstständigkeit kann auch die Gelegenheit bieten, neue Perspektiven zu entdecken und das eigene Leben aus einer neuen Sichtweise zu betrachten. Vielleicht gibt es eine neue Karrieremöglichkeit, die man vorher nicht in Betracht gezogen hat, oder es besteht die Möglichkeit, mehr Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen.

Die Selbstständigkeit aufgeben kann auch neue Perspektiven eröffnen.
Ist die Trauer überwunden, kommen neue Perspektiven und Wege

Wenn die Möglichkeit besteht, sollten neue Perspektiven bereits vor dem Schlussstrich erkundet werden. Für viele Betroffene überraschend: Gerade wenn gesundheitliche Gründe erheblich an der Entscheidung beteiligt sind, kann es dennoch in der Anfangszeit paradoxerweise dazu kommen, dass man sich krank fühlt. Aus dieser Krankheit heraus beginnt jedoch ein Heilungsprozess. Körperlich wie seelisch gesundet man dann langsam daran. Insbesondere, wenn Stress und Burnout die treibende Ursache dafür sind, dass man die Selbstständigkeit aufgeben musste.

Schlusswort

Die berufliche Selbstständigkeit aufgeben kann eine emotional herausfordernde Zeit sein, aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Veränderungen im Leben häufig die Chance bieten, sich weiterzuentwickeln und neue Erfahrungen zu machen. Durch die Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen und dem Entdecken neuer Perspektiven kann man lernen, mit dem Verlust umzugehen und einen neuen Weg zu finden. Manchmal kann es ratsam sein, einfach darüber zu reden, zum Beispiel mit Freunden, Verwandten oder auch der Telefonseelsorge, wenn man allein mit diesem Wechselbad der Gefühle überfordert ist.

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